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07
Jan

Kurzvorstellung des Mittwoch-Ateliers der ASGF „Spiel und Spaß auf Deutsch“

Flyer 2020-2021Endfassung

Seit dem Schuljahr 2019/2020 veranstaltet die ASGF (Assoziation der Freunde der Deutschen Abteilung Fontainebleau) jeden Mittwochvormittag von 8.45 bis 11.45 Uhr ein deutschsprachiges Atelier für überwiegend zweisprachige Kindergarten-Kinder zwischen 3 und 6 Jahren.

Die Kinder finden regelmäßig, einmal wöchentlich, in einer festen, altersübergreifenden Gruppe zusammen und vertiefen gemeinsam und spielerisch die deutsche Sprache auf unterschiedliche Arten. Schwerpunkte bilden Geschichten und Lieder, sowie darauf abgestimmte Gedächtnisspiele (Nacherzählung, Memory, KIM), handwerkliche Aktivitäten (Basteln, Malen, Gestalten, Kochen und Backen) und auch Bewegungseinheiten (individuell beim kindgerechten Yoga und gemeinschaftlich bei Gruppenspielen). Die kurzweilige, ritualisierte Strukturierung des Vormittages bietet dabei auch den Jüngsten genügend Abwechslung und gleichzeitig eine sichere Orientierung.

Sprache lebt durch die Gemeinschaft, durch die sie erzeugt wird

Eine Sprache lebt im Austausch zwischen Personen, in der gelebten Interaktion. Ist diese auf nur eine oder sehr wenige Personen begrenzt, dann lässt die kindliche Motivation zum Erwerb der Minderheit-Sprache häufig mit zunehmendem Alter schnell nach. Oft sprechen die Kinder mit binationalem Hintergrund nur mit der Mutter oder dem Vater deutsch. Manche Familien haben nur ein oder zwei Jahre im deutschsprachigen Ausland gelebt und möchten nun, dass ihre Kinder die Sprache nicht verlernen.

Das Atelier ermöglicht den Kindern ganzheitliche Begegnungen mit anderen Kindern „auf Deutsch“ zu unterschiedlichen, erlebnisreichen Themen. Das Spielerische und der Spaß stehen dabei im Vordergrund, der kindliche Wortschatz erweitert sich quasi wie von selbst. Vor allem für Kinder, die zwar mit Deutsch als (einer) Muttersprache, aber eben hier (in Frankreich) aufwachsen, ist es ein enormer persönlichkeitsrelevanter Zugewinn, außerhalb der Stamm-Familie Gleichaltrige in einem deutschsprachigen Kontext vorzufinden und sich mit diesen auszutauschen. Das Atelier liefert dabei gleichzeitig Sprachanlässe für Zuhause, und der Kreis schließt sich. Auch unter den Eltern entwickeln sich oft bereichernde Kontakte.

Zwei weitere wichtige Kriterien beim Spracherwerb sind die Wiederholung und die Anwendungsmöglichkeit. Folglich ist das Atelier so strukturiert, dass neu erworbene Wörter immer wiederkehren.

Lebensweltbezug des Ateliers

Im letzten Schuljahr lag der sprachlich-thematische Bezug des Ateliers auf dem Jahreskreis: die Natur und kulturelle Traditionen im Verlauf der Jahreszeiten (s. Newsletter). Dieses Thema trifft immer genau den Kern der kindlichen Lebenswelt im Kindergartenalter und wird wohl zu bestimmten Zeitpunkten im Jahr immer wieder auf’s Neue Einzug in das Atelier halten.

In diesem Schuljahr dreht sich thematisch alles um die Welt der „Märchen“. Kinder lieben Märchen. Im Kindergartenalter sind sie ganz einer so genannten „magischen Weltsicht“ verhaftet: Sie erklären sich Naturereignisse oder technische Abläufe, die sie rational nicht begreifen können, durch geheimnisvolle, magische Kräfte. Sie sind fasziniert von der zauberhaften Welt in Märchen, in denen alles möglich scheint, Tiere sprechen können oder Sterne als Goldtaler vom Himmel fallen. Märchen sind aber nicht nur unterhaltsam, sondern auch wertvoll für die kindliche Entwicklung. Sie bieten eine Orientierung zu „richtigem“ Verhalten und machen sogar Mut, wenn eine Aufgabe eigentlich unmöglich erscheint. Darüber hinaus fördern Märchen die Empathie: Die Kinder können gedanklich in verschiedene Rollen schlüpfen und andere Perspektiven einnehmen. Da sich Märchen häufig in der Natur abspielen, bieten sie auch gute Möglichkeiten, sich mit genau dieser auseinanderzusetzen. Das Atelier trägt dem insofern Rechnung, dass es möglichst oft im Freien, im Wald, stattfindet.

Neues vom Atelier

Im September startete das erste Trimester 2020/21 mit 12 Kindern, von denen einige schon im letzten Schuljahr dabei waren. Wir rannten wie „Hase und Igel“ um die Wette, aßen „süßen Brei“ wie „Goldlöckchen“ und sangen wie die „Bremer Stadtmusikanten“. Unser Ausflug in den Park von Avon, um auf einem Esel zu reiten, musste jedoch aufgrund der sanitären Lage im November erst einmal verschoben werden. Mit Hilfe von spielerisch gestalteten Visiokonferenzen und einer Internetplattform, die Zugriff auf die jeweilige „Bilderbuch-Lesung“ sowie entsprechend ausgewählte Materialien und leicht umsetzbare Ideen bot, konnte der Kontakt zu den meisten Kindern trotz der Einschränkungen zum Glück ganz gut gehalten werden. Viele Eltern teilten Fotos von den selbst hergestellten Laternen und Martinsbrezeln. Im Dezember durfte das Atelier dann erfreulicherweise im Freien stattfinden – aufgrund der Temperaturen jedoch nur in verkürzter Form, damit wir keine kalten Füße oder gar einen Schnupfen bekommen, denn „Sterntaler“ fallen ja nur im Märchen vom Himmel. Dafür fanden wir einen „Nikolausstiefel“ und machten eine Kieselsteinjagd zum Pfefferkuchenhaus von „Hänsel und Gretel“. Kurz vor Weihnachten dann suchten wir den „allerkleinsten Tannenbaum“ und schmückten ihn mit Naturmaterialien.

Seit Januar kann das Atelier wieder wie gewohnt stattfinden und wir drücken die Daumen, dass es so bleibt, denn es ist Winter und wir haben nur einen „Handschuh“, auch wenn bis zu acht Tieren darin Platz finden. Auch warten wir auf „Frau Holle“ und würden gern zusammen ein bisschen Schnee erleben.

 

Von Anja Bonhomme

Deutschlehrerin und Leiterin des Mittwoch-Ateliers

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